Warum ist eine gute Passform so wichtig?
Für viele Gentlemen ist das die erste Todsünde der Herrenmode – und leider auch die häufigste – die Wahl schlecht sitzender Kleidungsstücke.
Selbstverständlich gibt es hier auch regionale Unterschiede: so sind beispielsweise britische Anzüge oft etwas enger geschnitten, in Italien gibt etwas zusätzliche Weite die berühmten fließenden Konturen – viele amerikanische Männer kaufen ihre Anzüge und Hemden eine bis zwei Größen zu groß für sie.
Enganliegende Kleidung wird als erstickend und unbequem angesehen, als Relikt einer vergangenen Zeit, in der Menschen bisweilen für ihren Stil litten.
Im 20. Jahrhundert war die Herrenmode noch eine von Schneidern dominierte Branche, die meisten Anzüge wurden nach Maß hergestellt. In jenen Jahren bezahlten sogar Kaufhäuser hauseigene Schneider, um das jeweilige Basismodell des Hauses zu übernehmen und es dann kundenindividuell anzupassen, die „Maßkonfektion“ war erfunden.
Ohne die auf die individuellen Gegebenheiten der jeweiligen Körperform eingehende Handwerkskunst war man im anbrechenden Zeitalter des „Anzugs von der Stange“ auf allgemeine Parameter der menschlichen Körperform angewiesen, es wurden numerische Werte vereinheitlicht, die einen Durchschnitt abbilden sollten – es war die Geburtsstunde der „Konfektionsgrößen“
Jede Körperregion, die außerhalb der vorgenannten Parameter liegt, wird entweder unangenehm eingeengt – für den Fall daß der Mann für einen Teil seines Anzugs zu groß ist, oder sie verliert sich in übermäßig vorhandenem Stoff, falls der Anzug zu groß für einen Teil des Trägers ist.
Aber es ist mehr als lediglich Komfort – eine gute Passform sieht einfach viel besser aus. Gutes Schneiderhandwerk kann die vorteilhaften Merkmale betonen und die weniger Vorteilhaften dem Blick entziehen. Selbstverständlich haben die unterschiedlichen Körpertypen verschiedene Anforderungen an die Passform.
Wie also kann man feststellen, wann ein Kleidungsstück passt?
Komfort sollte ein erstes Indiz sein – alles, was unangenehm eng ist, ist es auch prinzipiell zu
klein, besonders wenn sich der Stoff mit den Bewegungen des Körpers zusammenballt.
Die Jackett und Anzugjacken Passform
Jacken, ob einzelne Sportjacketts oder als Bestandteile von Anzügen, sind in erster Linie durch ihre Silhouette gekennzeichnet.
Ohne zu weit in die Geschichte des Stils einzutauchen, reicht es aus, die Silhouetten normalerweise irgendwo zwischen den sehr traditionellen Anzug im europäischen Stil und dem lockeren, bisweilen als unpassenden „baggy“ -Anzugstil zu verorten.
Selbstverständlich sind hier auch regionsspezifische Trends zu berücksichtigen. In Großbritannien sind Anzüge (und somit auch Jacketts) verhältnismäßig konturiert geschnitten und erwecken einen eher „steifen“ Eindruck, wobei in Italien die Silhouetten eher fließend sind. Deutsche Schnitte liegen oftmals irgendwo dazwischen. Bei amerikanischen Anzügen ist häufig ein Hang zu einer zu weiten Passform zu erkennen wobei häufig zu sehen ist, daß die Ärmel für unseren Geschmack zu lang sind.
Wie bereits erwähnt ist Komfort der beste Indikator – ein Anzug, der sich bei Bewegung für den Träger spürbar zusammenzieht, dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit als zu eng empfunden werden, bauscht sich der Stoff bei Bewegung auf, so ist die Passform zu locker.
Bei der Auswahl der für Sie passenden Schnitte sollten Sie auch einen Blick auf Ihren Tagesablauf haben: verbringen Sie viel Zeit im Sitzen kann die Passform etwas weiter ausfallen – ein Blick auf die Wahl von Politikern oder Menschen die im Allgemeinen viel stehen müssen zeigt, dass bei diesem Einsatz eine enge und glatte Passform ein gutes Gesamtbild ergibt.
Fazit
Für eine gute Passform gibt es eine Reihe von Faktoren. So sollte beispielsweise der Stoff ohne Falten anliegen. Bisweilen sind es nur wenige Millimeter, die ein Sakko perfekt sitzen lassen. Wenn Ihre Jacke ohne Probleme schließt und die Bewegungsfreiheit nicht zu sehr eingeschränkt ist können Sie davon ausgehen, daß Ihr Sakko sitzt. Wenn Sie die richtige Sakkolänge ausgewählt haben, sitzen die Taschen und Knopflöcher auf der richtigen Höhe. Achten Sie besonders auf den Sitz an Rücken, Schultern und Taille. Hier sollte der Stoff möglichst glatt anliegen ohne Falten zu werfen. Geben Sie Ihrem Sakko etwa zwei bis drei Zentimeter Spielraum in der Taille. Lediglich hinter den Armen darf sich eine kleine Bewegungsfalte befinden. Diese sorgt dafür, dass Sie die Arme nach vorne bewegen können und hin und wieder den Blick auf Ihre Manschettenknöpfe erlauben.
Die Hemd Passform
Im Allgemeinen können Herrenhemden so nah am Körper getragen werden wie möglich, unabhängig von Ihren körperlichen Dimensionen. Wie bei den Jacken ist das Maß für die Passform in erster Linie der Komfort – ein Hemd, das lose hängt, oder in der Form eine Ballons um die Taille wabert ist eindeutig zu weit geschnitten. Auf der Seite können Sie sicher sein, daß ein Hemd, welches Sie bei jeder Bewegung kneift, eindeutig zu eng geschnitten ist.
Ein kleiner Tipp an dieser Stelle: hochwertige Baumwollstoffe, die in aller Regel auch etwas weicher sind, lassen sich besser körperanliegend schneidern. Maßhemden ausgenommen, werden die meisten Hemden von Herstellern sortiert nach Kragen, Ärmellänge und einem allgemeinen Parameter wie beispielsweise „tailliert“ angeboten.
Der „Sattel“ im Englischen „yoke“ genannt oder auch als Schulter- Rückenpasse, Schulterteil, bisweilen auch Göller bezeichnet, ist ein Stoffteil, welches oberen Teil des Rückens angesetzte ist. Es hat einen großen Einfluß auf die Passform des Hemdes. Körperliche Variationen – wie beispielsweise hängende Schultern – können hierdurch gut ausgeglichen werden. Der Sattel kann ein- oder zweiteilig mit einer Mittelnaht (engl. split yoke) gearbeitet sein. Bisweilen ist zu hören, daß ein zweiteiliger Sattel durch die zusätzliche Naht Vorteile beim Anpassen eines Maßhemdes bieten würde – hier kann man unterschiedlicher Meinung sein, da beispielsweise bei einem Maßhemd die Korrektur auch über die Form des gesamten Sattels vorgenommen werden kann.
Die richtige Passform für ein Hemd ist optisch leicht zu beurteilen: die Spitzen des Kragens sollen nicht abstehen, der Kragen sollte ungefähr einen Zentimeter über den Kragen der Anzugjacke oder des Jacketts hinausragen, die Manschetten ein bis zwei fingerbreit aus dem Jackenärmel heraus ragen. Achten sie auf eine ausreichende Länge, damit Ihnen das Hemd bei ungünstiger Köperhaltung nicht aus der Hose rutscht – hier sind etwa 15- 20 cm ausreichend.
Ein letzter Rat zum Kragen: insbesondere, wenn sie Krawatten tragen und somit den Kragenknopf schließen müssen, sollten Sie beim Kauf darauf achten, bei geschlossenem Kragen leicht einen Finger zwischen Kragen und hals schieben zu können – seien Sie hier großzügig da das Material mit der Zeit einläuft und ein zu knapp bemessener kragen sich sonst nicht mehr problemlos schließen lässt.
Die Hosen Passform
Viele Männer haben Schwierigkeiten, eine gut passende Hose zu finden, was häufig daran liegt, dass sie die Hose „zu tief“ tragen. Anzughosen sind so geschnitten, dass sie auf der Taille getragen werden und nicht – wie häufig zu sehen – auf der Hüfte.
Der Hosenbund darf nicht zu fest und nicht zu locker sein – insbesondere bei einer ersten Anprobe sollten sie daher nicht nur die Passform im Gehen oder Stehen prüfen, sondern auch im Sitzen.
Der Bund darf weder zu locker noch zu fest sein. Ein in die Anzughose gestecktes Hemd sollte sich nicht unter dem Hosenstoff abzeichnen und Sie sollten bequem sitzen können. Die Bügelfalte muss leicht über das Knie fallen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Länge. Den perfekten Sitz haben Sie, wenn die Hosenbeine relativ anliegend sitzen, Sie aber trotzdem genug Raum für Bewegung haben.
Zu Ihrer Orientierung: die Hosenbeinenden also der Saum liegen lediglich leicht auf Ihren Schuhen auf. Achten Sie darauf, daß keine Stauchfalte an der Vorderseite entsteht. Auf gar keinen Fall sollten mehrere Querfalten zu sehen sein.
Wenn Sie Ihre Hose gerne etwas weiter geschnitten haben – was eher bei klassischen Schnitten der Fall ist – können Sie den Saum leicht schräg arbeiten lassen. Die Hose ist dann hinten etwa anderthalb bis zwei Zentimeter länger ist als vorne, somit endet die vordere Bügelfalte auf der Schnürung Ihres Schuhs, die hintere Bügelfalte knapp oberhalb der Oberkante des Absatzes.
Achten Sie insbesondere im Business Umfeld daran, dass die Hose den Schuh auch beim Gehen nicht vollständig freigibt, sodass die Socken nicht gesehen werden können.
Werfen wir einen Blick auf die Schnittvarianten:
Die Passform „Sharp Fit“ oder „Slim fit”
Falls Sie eher der schlanke Typ sind, ist diese Passform für Sie gut geeignet. Diese Passformen sind an den schmalen und figurbetonten Schnittführungen, die eng am Körper liegen zu erkennen. Moderne Anzug-Passformen, mit einem sehr taillierten Schnitt fallen in diese Kategorie. Bei den Sakkos ist zu bedenken, dass sie häufig auch kürzer als die „Regular Fit“ Modelle sind und lediglich ungefähr bis auf Höhe des Hosenbundes reichen.
Die Passform „Modern Fit“
Diese Passform liegt in der Mitte zwischen Sharp fit und Regular Fit. Wenn sie eine schlanke bis normale Figur haben und Sie Ihren Anzug oder Ihre Hose nicht zu schmal oder zu weit tragen wollen, dann ist dieser Schnitt für Sie ideal. Das Sakko oder die Anzugjacke ist locker und leicht tailliert, aber mit einer komfortablen Weite.
Die Passform „Regular Fit“
Diese Passform ist etwas bequemer und sowohl Sakko als auch Hose sind etwas weiter geschnitten. Regular Fit ist eine klassische Passform unter den Anzügen, die aber nicht direkt mit „altmodisch“ in Verbindung gebracht werden sollte. Der Schnitt ist etwas gerader und hat eine klare Linienführung. Wenn Sie eine normale Figur oder vielleicht ein paar Pfund mehr haben, so dieser lockere Schnitt für Sie ideal. Achten Sie hier auf die vorgenannte, klassische Hosenlänge.
Beachten Sie: „Regular Fit“ bedeutet nicht „so weit wie möglich“. Guter Sitz und lockere Passform schließen sich nicht aus sondern ergänzen sich.
Immer einen Blick wert: die “Lexikon Reihe”
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