
Ladies and Gentlemen,
den heutigen Beitrag möchte ich einem ganz besonderen Künstler widmen: Joseph Christian Leyendecker.
Sie mögen Sich vielleicht fragen, warum in diesem Blog (zum ersten Mal) über Künstler geschrieben wird? Die Antwort ist einfach – Herr Leyendecker hat den Style der ersten Jahrzehnte des vergangenen Jahrhunderts wie kein zweiter in Bilder „gegossen“. Illustrationen, die Ihresgleichen suchen und noch heute in ihrer Ästhetik nicht zu übertreffen sind.
Als dieser Blog das Licht der Welt erblickte, war ich auf der Suche nach besonderen Illustrationen – sie sollten klassisch, aber nicht zu altmodisch sein; stylish aber nicht abgehoben, kunstvoll, aber nicht kitschig. Im Internet fand ich Datenträger mit eingescannten Warenhauskatalogen aus der „Belle epoque“ und den beiden darauffolgenden Jahrzehnten. Im Amerika der damaligen Zeit war der Versandhandel bereits etabliert und in den Katalogen der damaligen Zeit waren Bilder von einer außergewöhnlichen Qualität zu finden. Für den „GentlemanClub“ war dies genau die Art von Bildern, welche den Style und die Ästhetik verkörperten, die ich suchte. In einigen meiner Beiträge finden Sie Elemente, die ich diesen Katalogen entnommen habe.
J.C. Leyendecker
Joseph Christian “J.C.” Leyendecker, er von seinen Freunden und seiner Familie Joe” genannt, wurde am 23. März 1874 in Montbour, Deutschland, geboren. Er war das erste von drei Kindern der niederländischen Eltern Peter und Elizabeth Leyendecker. Sein Bruder Frances Xavier, ebenfalls ein Illustrator, wurde drei Jahre später geboren. Im Jahr 1882 zog die Familie nach Amerika, wo seine Schwester Augusta geboren wurde. Die Familie ließ sich in Chicago nieder, wo sie bei dem Onkel von J.C.’s Mutter in dessen erfolgreicher Brauerei arbeitete. Schon im Alter von acht Jahren zeigte sich sein besonderes Talent, denn er zeichnete und malte mit Begeisterung. Keine leere Fläche war vor ihm sicher; er zeichnete auf Wachstuch aus der Küche seiner Mutter und in seine Schulbücher. Seine Familie unterstützte seine Kunst und sparte von ihrem bescheidenen Einkommen, um ihm eine formale künstlerische Ausbildung zu ermöglichen. Aber das reichte nicht aus, und so fand er mit sechzehn Jahren eine Lehrstelle bei J. Manz and Co. Engraving House of Chicago. Zunächst war dies eine unbezahlte Arbeit, aber sie gab ihm die Möglichkeit, zwischen seinen Botengängen und anderen Aufgaben das Kunstgeschäft zu erlernen. Er verbrachte jede freie Zeit mit den Künstlern, beobachtete sie genau und zeichnete. Nach sechs Monaten waren seine Arbeitgeber so beeindruckt, dass sie ihm für ein Gehalt von zwei Dollar pro Woche einen eigenen Schreibtisch im Künstlerraum anboten.
Mit diesem Einkommen konnte er sich am Chicago Art Institute bei John H. Vanderpoel einschreiben, bei dem er in den nächsten fünf Jahren studierte. Vanderpoels „The Human Figure“ ist ein Buch, das noch heute als eines der bedeutendsten Bücher über das Lebenszeichnen gilt. Während seines fünfjährigen Studiums bei Vanderpoel entwickelte und verfeinerte Leyendecker seinen präzisen Stil, der sich auf die klassischen Grundlagen des Zeichnens und der Komposition stützt. Es war in jenen Jahren sicherlich ungewöhnlich, in so jungen Jahren neben der Schule hauptberuflich als Illustrator zu arbeiten. Im Alter von neunzehn Jahren begann er mit der Arbeit an einer Serie von etwa sechzig Illustrationen für eine neue Bibelausgabe, die im folgenden Jahr erscheinen sollte – eine erstaunliche und umfangreiche Leistung für einen so jungen Künstler. Im Anschluß nahm er an einem Plakatwettbewerb für die Zeitschrift „The Century“ teil und gewann ihn. Sein Bild wurde als Titelbild für die „Midsummer Holiday Issue“ der Zeitschrift verwendet. Mit dem Geld, das er mit all diesen Erfolgen verdiente, konnte er nach Paris ziehen und sich zusammen mit seinem Bruder an der Académie Julian einschreiben. Während ihres einjährigen Studiums dort lernten sie die postimpressionistischen Werke von Toulouse-Lautrec sowie führende Vertreter des Jugendstils kennen. Als sie 1899 über Hyde Park, Illinois, nach Amerika zurückkehrten, nahmen die Brüder eine Wohnung und eröffneten ein Atelier. Im selben Jahr erhielt J.C. Leyendecker seinen ersten Auftrag für ein Titelbild der „Saturday Evening Post“. Dies war der Beginn einer vierundvierzig Jahre währenden Zusammenarbeit mit der seinerzeit wohl populärsten Zeitschrift des Landes. Leyendecker gestaltete schließlich über 300 Titelseiten für die Zeitschrift und führte damit viele ikonische Bilder in die amerikanische Kultur ein.
Zu diesen Bildern gehört beispielsweise das Neujahrsbaby (das ursprünglich als Mädchen erschien) und den lustigen, runden, rot lackierten Weihnachtsmann. Sein Titelbild zum Muttertag am 30. Mai 1914 begründete die Tradition des Blumengeschenks, um die Einführung des Feiertags zu würdigen. Er war auch ein Einfluss und Mentor von Norman Rockwell. Leyendeckers letztes Titelbild für die Post sollte ein weiteres Neujahrsbaby am 2. Januar 1943 sein. Im Jahr 1900 zog J.C. Leyendecker mit seinem Bruder und seiner Schwester nach New York City. Im Laufe des nächsten Jahrzehnts begannen beide Männer, Aufträge für die Werbung anzunehmen, was viele andere Künstler der damaligen Zeit verschmähten. Doch die finanziellen Vorteile waren zu beträchtlich, und da beide Brüder gerne gut lebten – ein Biograf verglich J.C. in seiner Liebe zum Luxus mit Jay Gatsby – trugen die Werbeaufträge dazu bei, all dies zu ermöglichen. J.C.’s wichtigster Auftrag war der, eine Serie für die Firma „Arrow Shirt Collar“ zu entwerfen. Seine „Arrow Collar Man“ -Entwürfe sowie spätere Arbeiten für „Interwoven Socks“ und die „Kuppenheimer Suit Company“ waren so beliebt, dass sie in Amerika zum Inbegriff des modischen Mannes wurden. Der fiktive „Arrow Collar“ Man war so beliebt, dass ihm ständig Fanbriefe geschickt wurden, und diese Bewunderung spiegelte sich auch in der populären Musik jener Zeit wider. Irving Berlin schrieb in „Puttin’ on the Ritz” über die „Well to do” mit ihren „…high hats and Arrow collars…” und Cole Porter schrieb „You’re an Arrow collar!” in dem Stück „You’re the Top!”. Dies sind Hinweise auf die Auszeichnung und das Renommee Leyendeckers.
Obwohl Leyendecker in der Öffentlichkeit ein eher zurückgezogenes Leben führte, war seine Beziehung zu seinem Lebenspartner, dem Modell und Geschäftsmann Charles Beach, gut bekannt. Ihre Beziehung war eine der ersten bekannten langanhaltenden gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in der Kunstwelt des frühen 20. Jahrhunderts.
Mit dem Niedergang der Illustration in den 1940er Jahren verblasste Leyendeckers Karriere. Er verbrachte seine letzten Jahre in relative Anonymität und starb am 25. Juli 1951 in New Rochelle, New York. Sein Tod markierte das Ende einer Ära in der amerikanischen Illustration, aber sein Vermächtnis lebt durch seine einflussreichen Werke und seinen Beitrag zur kulturellen Geschichte der USA weiter.
Joseph Christian Leyendecker bleibt eine Ikone der amerikanischen Kunst und Illustration. Seine realistischen Darstellungen und sein Sinn für Stil haben die Kunstwelt nachhaltig geprägt und seinen Platz in der Geschichte der Illustration fest verankert.
„TheGentlemanClub“ hat in vielen Titelbildern Elemente dieses außergewöhnlichen Künstlers aufgenommen und es ist jedes Mal eine besondere Auszeichnung, Gentlemen in diesem besonderen Style darzustellen.













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