Ladies and Gentlemen (besonders die Letztgenannten werden möglicherweise diesen Artikel mit Interesse lesen)
Ich möchte heute die Gelegenheit nutzen, über die Rasur mit „klassischen“ Rasiermessern zu schreiben.
Das Rasiermesser ist ein sehr scharfes Messer für die Nass-, bisweilen aber seltener auch für die Trockenrasur – es besteht aus einer Stahlklinge und einem Griff. Für gewöhnlich ist die Klinge aus nicht rostfreiem Kohlenstoffstahl gefertigt und hohl geschliffen. Dieser Stahl lässt sich bestens schärfen. Der Griff ist aus Holz, Perlmutt, Horn oder auch Kunststoff gefertigt – hier gibt es besondere Materialien, die keinen Wunsch offen lassen (falls Sie beispielsweise „Mammut“ bevorzugen). Zur Sicherheit (wegen der Verletzungsgefahr) sowie für die Aufbewahrung oder den Transport kann die scharfe Klinge in eben diesen Griff eingeklappt werden. Die Rasiermesser dieser Machart dominierten im 19. Jahrhundert, der „Goldenen Ära“ des Rasiermessers und wurden lange Zeit nur noch von professionellen Barbieren verwendet.
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an die Tagebücher des Viktor Klemperer, der sich seinerzeit in den Wirren der dreißiger Jahren und den menschenverachtenden Regelungen der damaligen Zeit das Rasieren selbst beibringen musste.
In den letzten Jahren finden Rasiermesser jedoch auch zunehmend im Privatbereich wieder eine zunehmende Verwendung sowie eine wachsende Anhängerschaft.
Die wirtschaftlichen Aspekte betrachtend haben Rasiermesser eine Menge Vorteile: denn im Gegensatz zu Rasierhobeln oder Systemrasierern fallen bei einem Rasiermesser im Anschluss nach der Anschaffung keine weiteren Kosten – beispielsweise für Wechselklingen oder Schwingköpfe – an.
Mit einem Rasiermesser können Sie wirklich sehr gründlichere Rasuren erzielen. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, daß die für Handhabung etwas Übung erforderlich ist – und das nicht nur aus Sicherheitsgründen. Auch die Pflege – beispielsweise das Nachschärfen und Abledern der Klinge ist eine Wissenschaft für sich.
Vielleicht an dieser Stelle ein paar Worte zum „Corpus delicti“
Die Geschichte des Rasiermessers reicht weit zurück in die Vergangenheit. Schon in der Antike benutzten Menschen Klingen aus Bronze oder Kupfer, um ihr Gesicht zu rasieren. Doch erst im 19. Jahrhundert begann die industrielle Fertigung von Rasiermessern, die dann massentauglich und bezahlbar wurden.
Vor der industriellen Fertigung wurden Rasiermesser in Handarbeit gefertigt und oft von erfahrenen Schmieden hergestellt. Diese Messer waren jedoch sehr teuer und nur für den Adel oder die oberen Schichten zugänglich. Die meisten Menschen mussten sich mit stumpfen Klingen oder rauen Steinen rasieren.
Mit der Einführung der industriellen Fertigung wurde das Rasiermesser für eine breitere Bevölkerungsschicht erschwinglich. Die ersten industriell gefertigten Rasiermesser waren noch recht einfach gestaltet und bestanden aus einer einfachen Klinge, die in einen Griff eingesetzt wurde. Im Laufe der Zeit entwickelten sich jedoch immer neue Designs und Technologien, die das Rasieren einfacher und angenehmer machten.
Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Rasiermessers war die Erfindung des Trockenrasierers im 20. Jahrhundert. Diese Rasierer ermöglichten es, das Gesicht ohne Wasser und Schaum zu rasieren. Sie waren besonders für Menschen geeignet, die unterwegs oder auf Reisen waren.
Heutzutage gibt es eine Vielzahl von Rasiermesser-Designs und Technologien, die das Rasieren noch komfortabler und effizienter machen. Elektrische Rasierer mit rotierenden oder schwingenden Klingen, beispielsweise, erleichtern das Rasieren und schonen die Haut. Es gibt auch Rasiermesser mit ergonomischen Griffen und Klingen aus modernen Materialien, die langlebiger und hygienischer sind.
Die Geschichte des Rasiermessers ist eine Geschichte der Fortschritte und Verbesserungen. Von den einfachen Klingen aus Bronze und Kupfer in der Antike bis hin zu den fortschrittlichen Technologien und Designs von heute hat das Rasiermesser im Laufe der Jahrhunderte eine beeindruckende Entwicklung durchgemacht.
An dieser Stelle einige Details zur Klinge:
Zuerst ein paar Worte zur Klingenbreite:
Die Breite der Klinge wird für gemeinhin in Zoll angegeben. Für gewöhnlich werden Rasiermesser mit Breiten zwischen 3/8 und 6/8 Zoll verwendet. Natürlich gibt es für jede Größe eine Reihe ganz eigener Vorteile – ich empfehle Ihnen an dieser Stelle vor dem Kauf eine fachmännische Beratung einzuholen.
Klingenbreite 3/8 Zoll
Diese schmalen Rasiermesser sind vor allem in engen Gesichtsbereichen wie beispielsweise rund um die Bereiche Nase, Ohren oder Augenbrauen besonders effektiv. Für diese feinen Rasurmanöver kann mit einem solch schmalen Rasiermesser sehr leicht angesetzt und manövriert werden. Ein Messer dieser Größe eignet sich jedoch eher wenig zur Komplettrasur und sollte demnach vorwiegend vom erfahrenen Nutzer verwendet werden.
Klingenbreite 5/8 Zoll
Diese Rasiermesser haben die vielfältigsten Einsatzmöglichkeiten und sind daher aufgrund ihrer weitreichenden Verwendung am häufigsten im Bereich der klassischen Nassrasur verbreitet.
Ganz gleich ob Sie Ihre Konturen trimmen oder eine glatte und sanfte Rasur möchten – diese Größe sollten Sie in Betracht ziehen.
Klingenbreite 6/8 Zoll
Falls Sie einen starken Bartwuchs haben, so ist ein Messer in 6/8 Zoll perfekt für Sie geeignet.
Einige Worte zum Schliff
Die Herstellung eines Rasiermessers ist wirklich eine Kunst. Der Stahlrohling – ganz gleich aus welchem Material – wird mehrmals von Hand geschliffen und geschärft. Es gibt dabei eine Reihe von verschiedenen Schliffarten, welche die Eigenschaften der Klinge bestimmen.
Der derbe Schliff
Rasiermesser mit diesem Schliff werden aufgrund ihrer Keilform bisweilen als „Beil“ bezeichnet. Eine solche Klinge ist recht starr und verwindungssteif. Die Messer dieser Art erlauben Ihnen ein gründliches Ausrasieren. Historisch gesehen sind diese Messer Kinder ihrer Zeit in der es aus herstellungstechnischen Gründen nicht möglich war, Klingen in einer anderen Form -beispielsweise als Hohlschliff – zu fabrizieren. Wenn Sie gerne verschiedene Messer kombinieren, so empfehle ich Ihnen die Verwendung dieses Messers mit einem schmalen Messer (zum Beispiel in der Klingenbreite 3/8 Zoll für die Feinrasur).
Der halbhohle Schliff
Wenn sie eine solche Klinge verwenden, so haben sie eine Art Zwischending zwischen Starrheit und Flexibilität. Rasiermesser mit diesem Schliff sind robust und nicht ganz so anspruchsvoll in der Handhabung.
Der vollhohle Schliff
Gegenwärtig werden die meisten Rasiermesser in dieser Art gefertigt. Hierzu sind – je nach Hersteller – bis zu 15 Arbeitsschritte erforderlich. Aufgrund ihrer Flexibilität passt sich dieser Schliff bestens an Ihre Konturen an – Sie werden er spüren und wissen, was ich damit meine.
Ein paar Worte über den Kopf
In den vielen Jahrhunderten des Probierens und Lernens hat man nicht nur mit den verschiedenen Schliffen oder Klingenmaterialien experimentiert, es haben sich auch bei den Kopfformen die verschiedensten Stile herauskristallisiert.
Der Gradkopf
Der Gradkopf ermöglicht das sehr exakte Ausrasieren und Trimmen Ihrer Konturen, jedoch er sollte mit Bedacht angewendet werden – da die scharfe Spitze ein gewisses Verletzungsrisiko birgt.
Der Rundkopf
Diese Kopfform ist heutzutage die populärste Kopfform bei klassischen Rasiermessern. Diese Messer sind für nahezu alle Anwendungen bestens geeignet und der abgerundete Kopf vermindert die Verletzungsgefahr bei der Nutzung.
Falls Sie neu in dem Thema sind, so sollten Sie zu dieser Kopfform greifen damit Sie mit ihr die Grundlagen der Nassrasur erlernen.
Der französische Kopf
Dieser Kopf ist ein Kompromiss zwischen dem Rund- und dem Gradkopf. Mit dem französischen Kopf können Sie perfekt Konturen trimmen und gründlich ausrasieren, ohne dabei ein Verletzungsrisiko in Kauf nehmen zu müssen.
Der spanische Kopf
Der spanische Kopf besteht aus einem spitzen Winkel, der am Ende der Schneide in eine konkave Form übergeht. Er erlaubt ihnen eine gründliche Rasur der Konturen in Kombination mit dem erforderlichen Maß an Sicherheit.
Die Materialien
Was Sie über die Materialien wissen sollten: zuvor hatte ich bereits über die verschiedenen Materialien für die Griffe berichtet. Hinsichtlich der Klinge gibt es jedoch auch einige beachtenswerte Fakten
Klingen aus Kohlenstoffstahl
Diese Rasiermesser sind bekannt und geschätzt für ihre sanften Rasureigenschaften. Die besonders gute Schnitthaltigkeit des Stahls wird bei diesem Material durch das Erhitzen auf etwa 1000° Celsius und dem anschließende Abschrecken in einem Ölbad erreicht. Für die Statistik: Messer aus diesem Stahl erreichen eine Rockwellhärte von bis zu 61 HRC.
Was zu beachten ist: Kohlenstoffstahl ist nicht rostfrei, deshalb sollten Sie ein besonderes Augenmerk auf die Pflege dieser Klingen verwenden.
Rasiermesser aus diesem Stahl sind sehr scharf und können bei fachgerechter Wartung hervorragende Resultate erbringen.
Rasiermesser mit Klingen aus Edelstahl
Diese Messer werden aus rost- und säurebeständigem Stahl gefertigt. Diese zeitgemäßen Legierungen zeichnet sich durch eine annehmbare Schnitthaltigkeit und Schärfbarkeit aus.
Der Vorteil liegt ganz klar darin, daß keinerlei Rost Ihre Klinge befällt – der Preis hierfür ist jedoch eine reduzierte Schärfe.
Epilog
Der vorangegangene Artikel hat sicherlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und über die Handhabung sowie den eigentlichen Rasurvorgang wurde kein Wort verloren. Möglicherweise wird es zu diesem Betrag eine Fortsetzung geben – sollte es unter den Lesern und Leserinnen Experten zu diesen Themen geben, so bitte ich Sie darum mir zu schreiben.
Immer einen Blick wert: die “Lexikon Reihe”
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