Ladies and Gentlemen,
hin und wieder erlaube ich mir, mit Ihnen sehr persönliche Eindrücke und Geschichten zu teilen – so wie in der nachfolgenden Erzählung.
Dies ist der wichtigste Artikel den ich jemals für den Club geschrieben habe.
Es mag für die heutige Generation mitunter nicht nachvollziehbar sein, aber die „Boomer“ Generation hat gesammelt!
Sie fragen sich vielleicht, was die Sammelobjekte jener Zeit waren? Ganz klar – Briefmarken gehörten damals zu den Highlights – auch ich habe diese Erzähler besonderer Geschichten mein Eigen genannt. Briefumschläge, deren Stempel über die lange Reise erzählten, welche diese Nachrichten hinter sich gebracht hatten. Ich erinnere mich an Briefe, die uns auf dem damals sehr leichten, blauen Papier aus Indochina erreichten, wo seinerzeit ein grausamer Krieg tobte. Auch die Marken aus der Zeit der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts, als die Beförderung eines Briefes Milliarden kostete, ließen vor meinem geistigen Auge ganz besondere Geschichten entstehen.
Es waren jedoch nicht nur die Briefmarken, für die ich mich begeistern konnte, sondern auch insbesondere die Münzen aus fernen Ländern oder vergangenen Zeiten.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Herbst des Jahres 1989 als mit dem Fall der Berliner Mauer eine schmerzhafte Wunde der deutschen Geschichte geschlossen wurde. Vielleicht wissen Sie jedoch nicht, daß Dies nicht die erste deutsche „Wiedervereinigung“ war – Diese fand bereits in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts statt – es handelte sich hierbei um den Anschluss des Saarlandes an die Bundesrepublik.
Für den Fall, dass Sie das Saarland nicht kennen – es ist etwa so groß wie ein Ölteppich oder ein Waldbrand.
Das Saarland mit seiner wechselnden deutschen und französischen Vergangenheit hinterließ natürlich auch seine philatelistischen und numismatischen Spuren – seien es die „Germania“ Briefmarken mit dem Aufdruck „Saargebiet“ oder aber die nach Ende des zweiten Weltkrieges geprägten „Saarfranken“.
Als Sammler waren diese Münzen für mich etwas ganz Besonderes – und glücklicherweise befanden sich einige davon in einer alten Keksdose meiner Großmutter. Diese „Saarfranken“ waren etwas Außergewöhnliches für mich und stellten einige meiner größten Schätze dar.
Meine Großmutter betrieb in den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts einen „Kolonialwarenladen“, eine Namensgebung, die man unter heutigen Gesichtspunkten reflektierter betrachten kann, darf und soll als man es in den damaligen Zeiten tat.
Nicht weit von ihrem Geschäft befand sich damals ein Lager mit russischen Kriegsgefangenen, an dem jeden Tag eine Gruppe ausgemergelter Männer vorbeizog. Es war dieser junge Mann, der abgemagert und traurig jeden Morgen durch diese Straße zu seiner Arbeit ging, dem meine Großmutter eine Schlüssel mit Essen – versteckt unter Kartoffelschalen – etwas zum Überleben hinstellte.
Ich mag mir nicht vorstellen, was man ihr angetan hätte, wäre sie dabei erwischt worden – glücklicherweise war dies nicht der Fall.
Irgendwann musste dieser junge russische Mann weiterziehen. Bevor er ging, gab er meiner Großmutter eine Münze, die mit einer Öse an einer Schnur befestigt war. Es handelt sich um ein Silberstück aus dem Sachsen des 16. Jahrhunderts, welches irgendwie den Weg nach Russland und wieder zurück in die andere Ecke Deutschlands gefunden hatte.
Als kleiner Junge habe ich damals die Öse entfernt – die Münze würde sonst in kein Sammelalbum passen. Chacun à son goût – heute würde ich das möglicherweise anders entscheiden.
Würde man die Angelegenheit unter Sammlergesichtspunkten betrachten, so käme maximal ein zweistelliger Eurobetrag zustande – für mich jedoch stellt dieses Silberstück einen unfassbaren Wert dar und ich bin sehr stolz, Ihnen heute diese besondere Geschichte erzählen zu dürfen.
Für uns alle, die wir über Jahrzehnte in einem friedlichen Europa leben durften, in dem wir weder Hunger noch Krieg ertragen mussten, möge Dies in unseren Tagen ein besonders Andenken sein, da wir wieder die Schrecken eines Krieges im Herzen unseres Kontinents erfahren müssen.
Europa im Mai 2023,
im Gedenken an Rosa Feit, geb. Bonnard 1918 – 1991
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Immer einen Blick wert: die “Lexikon Reihe”
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