
Die Frage
ist vielleicht falsch gestellt – sollte es nicht heißen: trägt Mann überhaupt
noch etwas im Knopfloch?
Auch hier gilt: haben Sie Mut. Die berühmte Boutonnière, die Blume im Knopfloch, hat Ihren Ursprung in der Zeit der französischen Revolution. Damals trugen Adlige auf dem Weg zum Schafott, und somit zu ihrer Hinrichtung, die rote Nelke als ein Zeichen für ihre Unerschrockenheit im Knopfloch. Zur Zeit der Arbeiterbewegung wurde, da Fahnen oft verboten waren, bei öffentlichen ebenfalls eine rote Nelke getragen. Für die aufstrebende internationale war die rote Blüte ein Erkennungszeichen Gleichgesinnter.
Die Dandys des beginnenden 19. Jahrhunderts verliehen der Boutonnière eine Aura von Müßiggang, ganz zu schweigen von den klischeehaften Heiratsschwindlern der Wirtschaftswunderfilme.
Hin und wieder sind die Knopflöcher statt einer Blume auch mit einer Vereinsnadel geschmückt und obgleich jeder seinen eigenen Stil finden sollte, ist hiervon eher abzuraten. Symbole wie Zunft- oder Freimaurerzeichen, Musikalische Symbole wie z.B. Notenschlüssel hingegen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit.
Falls Sie sich für die Blumen im Knopfloch entscheiden, so sollten Sie darauf achten, dass sich auf der Rückseite des Revers eine Schlaufe für die Halterung des Blumenstils unterhalb des Knopflochs befindet.
Als Träger einer Boutonnière befinden Sie sich übrigens in allerbester Gesellschaft: Prinz Bernhard der Niederlande (1911–2004); er trug meistens eine weiße Nelke im Knopfloch, Nelson Mandela (1918–2013), Umberto Angeloni, ehemaliger Vorstand des Modeunternehmens Brioni, Johannes von Thurn und Taxis (1926–1990) um nur Einige zu nennen.
Wichtig auch das Material der Knopflochblume: die echte Blüte hält zumeist nur kurze Zeit. Um ihr Leben etwas zu verlängern enstand im viktorianischen England die “tussie mussie” – eine kleine, oft silberne, Vase oder Hülse, die innen feuchtes Moos vorhält, um die Blüte mit Feuchtigkeit zu versorgen. Seit dem frühen 19. Jahrhundert gibt es aber auch enorm realistische Seidenblüten am Knopfloch des Herren, von denen bereits Geheimrat Goethe schwärmte. Aus Sachsen in alle Welt. Heutige Strick-, Häkel-, Polyester- und Plastikvarianten wollen wir mal vernachlässigen.